Wer ist der Nubbel und warum rufen im Karneval alle "Kamelle" und "Strüßjer"? Damit Sie auch als Zugereister - als sogenannter "Immi" - im Karneval mitreden können, erklären wir Ihnen die wichtigsten kölschen Vokabeln der fünften Jahreszeit.
Alaaf
"Alaaf", niemals zu verwechseln mit dem Düsseldorfer "Helau" ist ein rheinischer Karnevalsgruß. Woher das Wort kommt, weiß allerdings keiner so genau. Eine der häufigsten Erklärungen führt auf das "al aaf" zurück, was soviel bedeutet wie "alles weg". Der Ausruf "Kölle alaaf" würde also ungefähr bedeuten "Außer Köln alles weg". Trotzdem gibt es noch jede Menge andere Erklärungsansätze.
Büttenrede
Die Büttenrede ist eine vorgetragene Rede, die meist auf Karnevalssitzungen frei erzählt oder vorgelesen wird. Die Inhalte reimen sich oft und werden in Mundart von einem Rednerpult aus vorgetragen. Ein solches ist oft einem Fass ähnlich, welches im Dialekt als "Bütt" bezeichnet wird. Die Büttenrede geht auf die mittelalterliche Sitte des Rügerechts zurück, in dessen Rahmen der einfache Mann zur Fastnachtszeit die Herrschenden ungestraft kritisieren durfte. Das passiert heute immer noch, allerdings meist auf satirische Art und Weise.
Bützen
Karneval ist das Kölner Fest der Liebe, und deswegen werden zu dieser Zeit auch überall Bützje verteilt. Gemeint sind damit - ganz einfach - Küsschen. Ob auf die Wange oder den Mund, zu Karneval ist das Bützen überall und auch bei Fremden erlaubt. Man kann zwar ein Bützje ausschlagen, das gilt im Karneval jedoch als unhöflich. Bützen ist außerdem eine rein freundschaftliche Geste und verpflichtet zu nichts.
Fastelovend
Der Fastnachtsabend, oder wie der Rheinländer sagt: "Fastelovend" ist eine einfache Beschreibung für den Karneval. Die Bezeichung entspricht der allemannischen "Fastnacht". Dieser Name ist schon sehr alt und geht auf die Fastenzeit zurück, die auf die Karnevalszeit folgt. Der Höhepunkt der Karnevalssession ist also im Prinzip der Abend vor der Fastenzeit.
Immi
Zugereiste, wissenschaftlich "Immigranten" genannt, gibt es in jeder Großstadt, auch in Köln. Zusätzlich sind mit dem Wort "Immi", Kurzform von Immigrant, in der Domstadt besonders zur Karnevalszeit vor allem die Leute gemeint, die aus dem Umland in die Karnevalshochburg reisen. So wird auch ein Bergisch Gladbacher oder Aachener in Köln zum Immi. Aber jeder von Ihnen, auch Düsseldorfer, mit denen der Kölner traditionell in Fehde liegt, wird herzlich in den Karnevalstrubel aufgenommen.
Jeck
"Jeck" ist vermutlich das meist gebrauchte Substantiv und Adjektiv zur Karnevalszeit. Wer Karneval feiert, ist ein Jeck, und auch auf den Straßen Kölns sind von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag nur jecke Menschen unterwegs. Denn "jeck" ist Kölsch und heißt "närrisch". Feiert der Jeck, der Narr, Karneval jedoch in einer Gruppe, steht er auf der Bühne oder ist er in einer Organisation tätig, dann ist er nicht mehr nur ein einfacher Jeck, dann ist er ein Karnevalist.
Kamelle
Wenn der Rosenmontagszug durch die Straßen Kölns zieht und alle "Kamelle" rufen, sind damit ganz einfach Süßigkeiten gemeint. Und zwar nicht, wie der Name vermuten lässt, nur Karamellbonbons, sondern alles von Schokolade über Bonbons bis Gummibärchen, die von den Wagen geworfen werden. Teilweise werden auf dem Zug aber auch nicht essbare Dinge wie Blumen ("Strüßjer"), Fußbälle oder Taschentücher geworfen.
Lecker Mädche
Als "Lecker Mädche" bezeichnen die Kölner hübsche junge Frauen. Ob schlank, kräftig, jung oder alt - das Kompliment richtet sich an Frauen jeglicher Figur und jeglichen Alters. Schon die Höhner besagen Kölns lecker Mädche in ihrem ersten Studioalbum "Ich well noh hus" von 1978: "Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche, dat bruch ene Kölsche öm jlöcklich ze sin" heißt es in dem kölschen Klassiker.
Mariechen
"Et Marie" ist eine Tänzerin beim Tanzcorps einer der Funkengesellschaften. Gleichbedeutende Bezeichnungen sind zum Beispiel Funkenmariechen oder Regimentstochter. Die typische Kleidung eines Mariechens ist samt Dreispitz und Perücke an Uniformen aus dem 18. Jahrhundert angelehnt. Hinzu kommen ein kurzes Röckchen und darunter Petticoat, Strumpfhose und weißes Spitzen- oder Rüschenunterhöschen.
Nubbel
Der Nubbel ist eine angekleidete Strohpuppe, die die Figur des Sündenbocks im rheinischen Karneval symbolisiert. Der Nubbel hängt in der Karnevalszeit über vielen Kneipen und wird in der letzten Karnevalsnacht (um 24 Uhr am Veilchendienstag) bei der sogenannten "Nubbelverbrennung" den Flammen übergeben. Dem Volksglauben nach sind danach alle während der Karnevalszeit begangenen Sünden vergeben.
Pripro
Bei einer der ersten Karnevalssitzungen der Session, der sogenannten "Prinzenproklamation", wird das Dreigestirn in sein Amt erhoben und proklamiert. Hierbei erhalten Prinz, Bauer und Jungfrau durch den Oberbürgermeister der Stadt Köln die Insignien des kölschen Karnevals, sprich Pritsche, Schlüssel und Spiegel. Danach gehört die Macht in Köln bis Aschermittwoch den Jecken.
Stippeföttche
Beim Stippeföttche handelt sich um einen unter den kölschen Gardisten gängigen Tanzstil. Dabei stehen jeweils zwei Herren Rücken an Rücken und reiben ihre Hintern aneinander. Das hört sich nicht nur witzig an, sondern sieht auch so aus. Der Name kommt übringens vom hervorstehenden (hervorstippen) Hintern (kölsch: Föttche) der Tänzer.
Strüßjer
Fast noch begehrter als Kamelle sind im Straßenkarneval Blumensträuße, kölsch "Strüßjer" genannt. Die kleinen Blumensträuße werden bei Karnevalsumzügen von Fest- und Prunkwagen geworfen oder von Fußgruppen verteilt. Gerne nutzen die Kölner das Verteilen der Blumen als kleinen Annäherungsversuch gegenüber anderen Jecken, indem die Blumen nur gegen Bützje ihren Besitzer wechseln.
Zoch
Als Zug, auf kölsch "Zoch", werden in Köln die zahlreichen Karnevalsumzüge bezeichnet. Wenn aber von "dem Zoch" die Rede ist, sprechen die Kölner meist vom Rosenmontagszug. Bis zu einer Million Zuschauer säumen die Straßen, wenn sich über 10.000 Teilnehmer und um die 100 Prunk- und Persiflagewagen wie ein riesiger Lindwurm durch die Kölner Innenstadt schlängeln. Ein absolutes Muss für jeden Karnevals-Fan.