Neue Dauerausstellung

Kölner Stadtmuseum feierlich wiedereröffnet

Stadtmuseum
Foto: IMAGO/Guido Schiefer

Am Freitagabend wurden die neuen Räume des Stadtmuseums in der Minoritenstraße 13 feierlich eröffnet. Nach 7 Jahren gibt es zumindest wieder eine Dauerausstellung über die Geschichte Kölns – überraschend anders als gewohnt.

Von Jürgen Schön

Nach einem Wasserschaden 2017 musste das Stadtmuseum im Zeughaus geschlossen werden. Für nur drei Monate – so hoffte man damals. Doch daraus wurde nichts. Der Ausstellungsbetrieb wurde eingestellt, man sucht ein Interimsquartier. Das wurde im ehemaligen Modehaus Sauer an der Minoritenstraße gefunden. Am Freitagabend wurden die neuen Räume feierlich eröffnet. Nach sieben Jahren gibt es zumindest wieder eine Dauerausstellung über die Geschichte Kölns – überraschend anders als gewohnt.

Modernes Konzept verbindet Gegenwart und Vergangenheit

Schon am Vormittag hatte OB Henriette Reker zusammen mit Kulturdezernent Stefan Charles und Museumsdirektor Matthias Hamann das symbolische rote Band vor dem Eingang zum neuen Domizil durchschnitten. Anschließend stellte Hamann das neue Ausstellungskonzept vor, das in den vier Etagen präsentiert wird und mit seiner Mischung aus „Gossip, Klaaf und Verzäll“ Gegenwart und Vergangenheit verbindet. Kleiner Wermutstropfen dabei: Es dürfen nicht mehr als 200 Besucher gleichzeitig ins Museum. 

Es beginnt im Foyer mit Kasse und Museumsshop. Der Eintritt ist frei, ein paar Exponate laden zum Besuch ein. Hier sollen auch in Zusammenarbeit mit Künstlern und Bürgerinitiativen Veranstaltungen wie Lesungen oder Diskussionen stattfinden.

Im ersten Stock dann das Modell der mittelalterlichen Stadt, an den Wänden geht’s im Sauseschritt durch die Geschichte – von den Ubiern bis zur Corona-Pandemie 2022, jeweils mit ein paar passenden erklärenden Exponaten. Kopfbedeckungen aus zwei Jahrtausenden erinnern dabei an den ursprünglichen Zweck des neuen Domizils. 30 Minuten braucht der Rundgang, schätzt Hausherr Hamann.

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Neue Dauerausstellung

Schon vom Foyer hat man einen Blick hinunter in den Keller in die Dauerausstellung und die neue Konzeption: „Was macht uns Angst“ und „Was macht uns Hoffnung“ kann man auf einer weißen Wand mit kleinen Vitrinen lesen. Die Wände sind im Übrigen aus alten Textilien hergestellt – eine Verbindung zum ehemaligen Modehaus.

In insgesamt acht solcher Fragenkomplexe ist die Ausstellung gegliedert. Die weiteren sind: Worauf haben wir Lust? Woran Glauben wir? Was lieben wir? Was macht uns wütend? Was bewegt uns? Was verbindet uns? In ihnen wird die Gegenwart mit der Vergangenheit verbunden.

Im direkten Kontakt mit den Fragen kleine Vitrinen, darin als Antwort Objekte, die Kölnerinnen und Kölner dem Museum geschenkt haben. Regina, 69 Jahre alt, gab ihr Kommunionsfoto zum Thema Glaube. Michael (49) hat Lust auf Erholung an der „Rheinischen Riviera“ und sammelte dort Muscheln. Dass Boxsport auch verbinden kann, davon ist Arnora (34) überzeugt und spendete ihre Boxhandschuhe. Eine Strickjacke erinnert den 30jährigen Milad an die Ängste, die er bei seiner Flucht aus Syrien überwinden musste.

Und noch einmal Regina: Sie macht es wütend, wenn jemand seinen Hundekot nicht wegräumt. Die präsentierte Kottüte ist entsprechend leer. Das Kapitel „Was macht mich wütend“ ist im Übrigen das einzige mit einem Briefkasten, in den die Besucher ihre Klagen einwerfen können.

Höhen und Tiefen der Kölner Geschichte

In den Räumen hinter den weißen, halbrunden Wänden dann ein Hauch von klassischer Museumsarbeit. Hier finden sich die Objekte aus der Kölner Geschichte, die die entsprechenden Fragen im historischen Zusammenhang beantworten. Angst machte im Mittelalter die Pest, mit einem Flammenwerfer wurden 1964 in der Volkhovener Volkschule zwei Lehrerinnen und acht Kinder getötet.

NS-Diktatur und Antisemitismus werden ebenso wenig ausgespart wie am Beispiel historischen Uniformen – einschließlich Ritterrüstungen – die kriegerischen Auseinandersetzungen. Ein Adenauer-Porträt als Symbol für die Hoffnung auf Demokratie, eine alte „Emma“-Ausgabe für den Kampf um die Gleichberechtigung der Frau. Höhen in der Kölner Geschichte werden ebenso wenig ausgespart wie deren Tiefen.

Viel Raum nimmt die „Reiselust“ ein – die aus und nach Köln, etwa der ehemaligen „Gastarbeiter“ oder ganz aktuell der Kriegsflüchtlinge. „Kölle op jöck“ oder „Weltmarken aus Köln“ sind exponatreiche kleinere Kapitel gewidmet, Duftproben inklusive. Es geht um Filme aus und über Köln, um Geschichtenerzähler wie das Hänneschen, um Esskultur, Heimat oder Paraden, wozu auch die Karnevalsumzüge gehören.

Raum für Sonderausstellung fehlt

750 Quadratmeter stehen für die Dauerausstellung zur Verfügung. Museumschef Hamann und sein Team sind zu Recht stolz darauf, dass alles inklusiv zu erreichen ist. Für Blinde weisen erhabene Linien auf dem Boden den Weg, die Akustik-Guides haben eine Funktion für Gebärdensprache. 650 Objekte können besichtigt werden.

Das sind gerade mal zwei Prozent der weit über eine Million Objekte umfassenden Sammlung. Was fehlt, ist ein Raum für große thematische Sonderausstellung. Die konnten nach der Schließung des Zeughauses noch kurze Zeit in der benachbarten Alten Wache stattfinden, ehe auch diese geschlossen wurde.

Suche nach festem Standort geht weiter

Die Hoffnung war, im Rahmen des Projekts „Historische Mitte“ gegenüber dem Dom ein neues Museum zu erbauen. Es hatte sogar schon einen Architektenwettbewerb gegeben. Das Haus sollte in Zusammenarbeit mit der Domkirche gebaut werden, die dort ebenfalls einen Neubau plante. Doch nun ist die Kirche abgesprungen.

OB Reker brachte nun wieder das Zeughaus als Standort für das Stadtmuseum ins Gespräch. Dann wäre das Stadtmuseum wieder da, wo es nach ihrer Meinung hingehört: In der europäischen Topliga der Stadtmuseen, der deutschen sowieso.

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